Basel. Es hat aufgehört zu regnen. Die Aprilsonne scheint
ins Küchenfenster hinein, die Kupferformen an der Wand leuchten auf. Sie erinnern
an sorglose Kindheitstage bei der Oma, die den Gugelhopf immer damit gebacken
hat. Früher hatte jeder Haushalt eine solche Form, die gabs überall zu kaufen.
Heute ist Madeleine Ramseyer eine der wenigen, die diese Formen noch im
Sortiment hat. «Dabei haben sie sich über die Jahre mehr als bewährt, sie
leiten die Wärme am besten», weiss die Baslerin. Seit 25 Jahren
verkauft Ramseyer in ihrem winzigen Laden an der Rhein- gasse eine grosse Auswahl
an Küchen- utensilien und -accessoires, von retro bis modern, von bester
Qualität. Hier gibt es immer was zu entdecken. Einfach alles, was man in der
Küche so braucht, von Salzstreuern über Zapfenzieher, Küchentücher,
Knoblauchpressen bis hin zu Wiegemessern, Weingläsern und Suppentöpfen. «Meine
Kunden stehen drauf. Sie geben lieber ein bisschen mehr für eine Bratpfanne
aus, dafür hält diese dann jahrelang.» Klientel jeden Alters geht bei Ramseyer
ein und aus. «Auch die Jungen leisten sich gerne was. Sie haben realisiert,
dass es sich etwa lohnt, in ein Qualitätsmesser zu investieren.»
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Ramseyer
verkauft solche aus japa- nischem Stahl, «das ist der beste». So ein Messer
kostet schnell mal 100 Franken – doch das sei es Wert. Auch die Köche vom
Schmalen Wurf oder dem Hirscheneck gehen im Küchen- fenster auf Einkaufstour. Sie
wissen: Ramseyer ist leidenschaftliche Hobby- köchin, testet ihre Produkte selbst
aus.
Familienunternehmen bevorzugt
Die Produkte im
Küchenfenster kommen von Manufakturen aus der Schweiz wie etwa das
Familienunternehmen Noser Inox, das seine Pfannen ausschliesslich in der
Schweiz produziert. Oder weisses Porzellangeschirr aus Frankreich und Italien.
Unternehmen mit Tradition, wie etwa Le Creuset aus Frankrech, be- rühmt für seine
Gusseisenpfannen. Im Regal von Ramseyer stehen auch die kultigen Espresso-Kocher
von Bialetti in allen Grössen und Variationen.
Solche Dinge
machen Freude. «Es ist etwas anderes, als bei einem Gross- händler wie Ikea
einzukaufen.» Im Küchenfenster tauscht man sich gerne aus, so unter
Hobbyköchen. «Da profitiere ich auch davon», sagt Ramseyer. Für Inputs hat sie
immer ein offenes Ohr.
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Im vergangenen Jahr stellte sie fest, dass viele Kunden
auf der Suche nach einem Pizzastein waren. Da nahm sie so einen kurzerhand ins
Sortiment. Nebst ihrem Grundstock ist Ramseyer immer auf der Suche
nach neuen, kultigen Küchenwerkzeugen, die man sonst in Basel nirgends findet.
So hat sie neuerdings einen Reiniger für Glaskaraffen und Ofenhandschuhe mit
Fingern im Sortiment. Sie muss sich gegenüber den Grosshändlern ab- setzen. Das
Problem dabei: Sobald ein neues Produkt auf dem Markt ist, wird es von
Billigherstellern aus China imi- tiert. «Das ist dann zwar nicht von derselben
Qualität, aber ich spüre das schon.» Doch Ramseyer lässt sich nicht aus der
Ruhe bringen, vertraut auf ihre Stammkundschaft. Und die wird immer grösser,
trotz aller Widrigkeiten. Denn einmal im Küchenfenster, will man hier gar nicht
mehr raus. Es gibt so viel zu entdecken. Ein Paradies für alle die gerne gut
kochen.
Artikel
in der Baz (Basler Zeitung) vom Sonntag, 29.4.2012
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